Strom und Wärme
für die Menschen in Hohenreuten
Als die jetzige Lage noch nicht absehbar war, wurde für
Hohenreuten ein Fernwärmenetz geplant. Davon profitieren nun die
Bürgerinnen und Bürger.
Energie, die vor Ort erzeugt und verbraucht wird, das ist ein
Konzept, das man seit Kurzem im Hohenreuten bei Oberrieden praktiziert.
Die Technik dahinter ist allerdings nicht neu: Sogenannte Holzvergaser
gab es bereits zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, wo Fahrzeuge wie der
Opel P4 mit diesem Antrieb auf unseren Straßen unterwegs waren, wie
Stefan Wörz bei der Einweihungsfeier der Heizkraftanlage seines Bruders
Thomas in Hohenreuten erklärte.
Die Anlage von Thomas Wörz erzeugt Strom und Wärme aus getrockneten
Hackschnitzeln. Sie ist jedoch ausgereifter, kompakter und ungleich
effektiver als damalige Modelle. Bürgermeister Robert Wilhelm erklärte,
dass die Gemeinde im Zuge der anstehenden Erneuerung der Abwasserkanäle,
die bereits 2019 im Gespräch war, überlegte, ob es nicht sinnvoll wäre,
gleichzeitig die Voraussetzungen für ein Fernwärmenetz zu schaffen.
Wilhelm betreibt selbst privat zwei Fernwärmenetze und konnte mit seiner
Erfahrung das Projekt gezielt unterstützen und vorantreiben.
Im Rückblick sind die Menschen in Hohenreuten froh, dass sie bei "Gas und Glas" nicht zum Zug kamen.
Damals wurden im Unterallgäu Gasleitungen in Kombination mit Glasfaser
verlegt. Doch Hohenreuten war zu klein, der Aufwand zu groß und
unrentabel für die Firma Erdgas Schwaben. Viele Bürgerinnen und Bürger
hätten gerne das zu dieser Zeit sehr günstige Gas als Energieträger
bezogen. Wie froh sind sie heute bei den jetzigen Preisen, dass das
nicht geklappt hat!
Im Frühjahr 2020 fand ein Informationsabend durch die Gemeinde statt und
nach sämtlichen behördlichen Anträgen, Baubewilligungen und
Ausschreibung der Arbeiten wurde das Projekt „Abwasser-, Fernwärme- und
Glasfaserleitung“ in Hohenreuten aktiviert. Gleichzeitig suchte die
Gemeinde nach Abnehmern für die Fernwärme, da die Anlage erst ab zehn
Nutzern rentabel ist – das war dann aber kein Problem.
Baubeginn des Projektes war im November 2020. Innerhalb eines Jahres
wurden die Abwasserkanalarbeiten in Hohenreuten fertiggestellt, die
Fernwärmeleitung sowie das Glasfasernetz (soweit gewünscht) verlegt. Im
Herbst 2021 befanden sich rund 2000 Meter fertig verlegte Heizungsrohre
in Hohenreuten – und die waren bereits warm. Die erste Wärmelieferung
erfolgte pünktlich am 1. Dezember an die Häuser von Alfred Bäurle und
Franz Holzmann. In der Endausbaustufe werden voraussichtlich 28 Häuser
in Hohenreuten mit nachhaltig produzierter Wärme beliefert.
Das Blockheizkraftwerk in Hohenreuten erzeugt Wärme und Strom
Bei der Einweihungsfeier bei der Firma Wörz führte Thomas Wörz kleine
Gruppen durch die Anlage und erläuterte die Funktionsweise. Da gab es
das Hackschnitzellager: die Hackschnitzel optimal getrocknet und zuvor
ausgesiebt, sodass die notwendige Größe von acht bis 55 Millimeter
eingehalten wird. Das Holz bezieht Wörz aus Wäldern im Umkreis von 50
Kilometern bei Forstbetrieben, die er kennt. Mit
Hackschnitzelaufbereitung hat er Erfahrung, bereits seit drei Jahren
gehört dies zu seinem Geschäftsbereich. Die Holzteilchen, die zu klein
sind, werden gesammelt und als Pferdeeinstreu verkauft, Teilchen die zu
groß sind, nochmals geschreddert.
Ein Blockheizkraftwerk besteht aus einem Verbrennungsmotor, der einen
Generator antreibt und damit Strom erzeugt. Der Holzvergaser produziert
Gas mit einer Temperatur von 600 bis 700 Grad Celsius, das
heruntergekühlt und in den Motor gespeist wird, der Wärme und Strom
erzeugt.
Die Abwärme des Motors wird zum Heizen von Hallen oder Häusern
verwendet, oder in ein Fernwärmenetz eingespeist, wie in Hohenreuten.
Durch die Einspeisung des Stromes an den regionalen Stromabnehmer und
die Wärme an die Gemeinde wird auch hier regional und nachhaltig
gearbeitet.
Das Wärmenetz in Hohenreuten ist ein Vorzeigeprojekt
Bei einer Verarbeitung von etwa 300 Kubikmetern Hackschnitzel bleiben
nur etwa sechs Kubikmeter in Form von Kohlestaub übrig. Wörz plant,
diesen an Firmen mit entsprechenden Anlagen als Heizmaterial zu
verkaufen. Seine Anlage läuft 24 Stunden am Tag und jedes Haus im Netz
hat einen Pufferspeicher, sodass Verbrauchsspitzen abgefedert werden.
Einer der Kunden ist Familie Bertele. Robert Bertele mit Frau Evi und
Sohn Leonhard sind sehr zufrieden. Die Familie hatte zuvor eine
Nachtspeicherheizung, mit Strom betrieben. Zwei Holzöfen sind weiterhin
in Betrieb. Armin Wanner, der ebenfalls die Einweihungsfeier besuchte,
berichtete: „Wir waren die Ersten, die einen Vertrag für den Anschluss
des Wärmenetzes unterschrieben haben, obwohl wir noch keine Genehmigung
für die Baupläne unseres Bungalows hatten.“ Jetzt wird seine Familie im
neuen Bungalow mit Fernwärme versorgt und er freut sich, in der jetzigen
Situation vergleichsweise günstige Energie beziehen zu können. Ein
Vorzeigeprojekt, das zeigt, wie auch kleine Gemeinden für die
Energieversorgung ihrer Bürger sorgen können.
(Quelle: Augsburger Allgemeine, Fotots Ulla Gutmann)
Bei Führungen erfuhren die Besucherinnen und Besucher mehr über die Anlage von Thomas Wörz.
Marietta Fink (mit Louisa) und Armin Wanner waren die Ersten, die einen Vertrag für den Anschluss ans Wärmenetz unterschrieben haben.
Fernwärmenetz in Hohenreuten
Bereits Ende 2019 wurde im Zuge der anstehenden Erneuerung der Abwasserkanäle in Hohenreuten überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre ein Fernwärmenetz in Hohenreuten zu errichten. Es bot sich an, da sämtliche
Hausanschlüsse für das neue Abwassernetz und für das neue Glasfasernetz aufgebaggert werden mussten und
das Blockheizkraftwerk von der Firma
Öko Energiehandel Wörz
bereits überschüssige Wärme zur Verfügung hat. Im Frühjahr 2020 fanden die ersten Vorabgespräche und ein Informationsabend durch die Gemeinde für einen
möglichen Energieabsatz in Hohenreuten statt. Nach sämtlichen behördlichen
Anträgen, Baubewilligungen und Ausschreibung der Arbeiten, wurde das Projekt „Abwasser-,
Fernwärme- und Glasfaserleitung in Hohenreuten aktiviert.
In zahlreichen Sitzungen der Gemeinde, des Planungsbüros und der beteiligten Firmen, konnten die genaue Leitungsführung des Abwasserkanales und der Wärmeleitung definiert und
Knackpunkte gelöst werden. Parallel dazu wurde in Hohenreuten nach potenziellen Wärmekunden gesucht, welche das nachhaltige Angebot nutzen wollten.
Baubeginn des Projektes war dann im November 2020 und innerhalb
eines Jahres wurden die Abwasserkanalarbeiten in Hohenreuten fertig gestellt,
die Fernwärmeleitung sowie das Glasfasernetz (soweit gewünscht) verlegt. Zum
jetzigen Zeitpunkt sind rund 2.000 Meter Heizungsrohre, insgesamt 27 T-Stücke
und ein Bypass-Schacht in der Nähe der Kapelle verlegt worden und bereits warm.
Der Zusammenschluss, also die Hochzeit der Wärmelieferung und der Leitung, erfolgte im Herbst 2021, das ist der hervorragenden Arbeit aller Beteiligten zu verdanken!
Hier nochmals großes Lob an Alle. Die erste Wärmelieferung erfolgte
pünktlich am 01.12.2021 an die Häuser Alfred Bäurle und Franz Holzmann! Weitere 2 Häuser werden/wurden im Dezember angeschlossen und in naher Zukunft werden nochmals 8 Häuser mit Wärme beliefert. Somit
sind insgesamt 12 Häuser mit sofortiger Nutzung angeschlossen. Bei 9 Häusern wurde eine Übergabestation bereits moniert,
aber vorerst noch nicht genutzt und weitere 7 Wärmeleitungen wurden auf das Grundstück gelegt, allerdings noch keine Übergabestation bzw. noch keine Leitung in das Haus eingeführt. In Endausbaustufe werden somit 28 Häuser mit nachhaltig produzierter Wärme beliefert. Durch die Einspeisung des Stromes an den regionalen Stromabnehmer und die Wärme an die Gemeinde Oberrieden ist auch hier
der regionale und nachhaltige Punkt gegeben. Somit handelt es sich um
einen erneuerbaren Energien-Kreislauf.
Auch werden die benötigen Hackschnitzel regional von den umliegenden Staatsforsten, Forstbetriebsgemeinschaften und privaten Waldbesitzern bezogen. Dadurch ist auch hier regionaler und nachhaltiger Rohstoff gewährleistet.
(Conny Wörz)